PFAS Belastungen an Flughäfen/Flugplätzen in RLP

PFAS stellen ein besonderes Problem in der Umwelt dar. In den letzten Jahren wurden weltweit an verschiedenen Standorten Schadensfälle mit PFAS-Verunreinigungen bekannt, diese Stoffe sind heute – gemeinsam mit der großen Stoffgruppe der PFAS – ubiquitär, d. h. weltweit verbreitet und mittlerweile sogar bis in die Arktis hinein nachweisbar.

Von Experten der SGD Nord und des LfU werden seit 2011 die Gewässer in Rheinland-Pfalz systematisch beobachtet. Neben dem Überblicksmessnetz werden in Abstimmung mit der amerikanischen U.S. Airforce mit einem Sondermessnetz gezielt festgestellte Belastungsschwerpunkte an den Flugplätzen Spangdahlem und Bitburg sowie seit 2015 auch am Flughafen Hahn und am Flugplatz Büchel untersucht. Die offene und transparente Berichterstattung der Bevölkerung hat federführend die SGD Nord übernommen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Im Folgenden finden Sie Antworten auf einige häufig gestellte Fragen zum Thema "PFAS". Für weitere Informationen stehen Ihnen unsere Ansprechpartner gerne zur Verfügung.

PFAS ist eine Abkürzung für per- und polyfluorierte Chemikalien. Diese Stoffgruppe umfasst nach letzten Schätzungen mehr als 10.000 verschiedene Stoffe. PFAS kommen nicht natürlich vor und werden erst seit den späten 1940ern hergestellt. Chemisch gesehen bestehen die organischen Verbindungen aus Kohlenstoffketten verschiedener Längen, bei denen die Wasserstoffatome vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) durch Fluoratome ersetzt sind. Am häufigsten werden perfluorierte Carbon- und Sulfonsäuren sowie deren Vorläuferverbindungen verwendet. Als Vorläuferverbindungen werden Stoffe bezeichnet, die zu diesen persistenten perfluorierten Stoffen abgebaut werden können.

PFAS werden seit den 60er Jahren wegen ihrer wasser-, schmutz- und fettabweisenden Eigenschaften in vielen Verbraucherprodukten verwendet:
In der Textilindustrie in Outdoor- und Arbeitskleidung: PFAS-haltige Imprägniermittel sorgen dafür, dass auch nach mehrmaligem Waschen die wasser-, schmutz- und fettabweisenden Eigenschaften bestehen bleiben.

Im Heimtextilbereich werden sie gerne für schmutzabweisende Teppiche und Polstermöbel verwendet. In der Lebensmittelverpackungsindustrie werden PFAS z.B. für Pappbecher und Pappkartons eingesetzt. Sie werden außerdem als Hilfsmittel bei der Herstellung von Polytetrafluorethylen (PTFE), auch als Teflon bekannt, verwendet, das beispielsweise in antihaftbeschichtetem Kochgeschirr zum Einsatz kommt. Weitere Produkte, in denen PFASverwendet werden, sind Feuerlöschschäume, Wachse, Schmiermittel, Pestizide, Baustoffe, wie z.B. Wetterschutzfarben und -lacke sowie Imprägniersprays. Bedeutende Mengen werden als Netzmittel in der Galvanikindustrie eingesetzt.

In die Umwelt können PFAS bereits bei ihrer Herstellung und bei der Herstellung von PFAS-haltigen Produkten gelangen. Beim Gebrauch und der Entsorgung dieser Produkte können PFAS auch im weiteren Verlauf des Lebenszyklus freigesetzt werden. So können PFAS mit belasteten industriellen Abwässern über die Kläranlage in Oberflächengewässer und bei ungünstigen Verhältnissen auch in das Grundwasser gelangen. Auf die gleiche Weise können Deponien zu einer diffusen PFAS-Belastung beitragen. Wurden PFAS-belastete Industrie- oder Siedlungsabfälle abgelagert, so können die PFAS bei unzureichender Sickerwasserreinigung ebenfalls in Oberflächengewässer gelangen. Eine direkte Emission der PFAS aus Altablagerungen („wilde Müllkippen“) oder Altstandorten in das Grundwasser ist ebenfalls möglich. Als Düngemittel verwendete PFAS-belastete Klärschlämme oder illegal in den Verkehr gebrachte, stark PFAS-belastete, angeblich bodenverbessernde Substrate können zu einer weitflächigen Belastung des Bodens und des Grundwassers führen. Aus der Anwendung der bis 2011 zugelassenen Feuerlöschschäume resultieren heute noch hohe punktuelle PFAS-Belastungen, die sich auch im Untergrund ausbreiten.

PFAS sind schwer abbaubar und verbleiben deswegen für lange Zeit in der Umwelt. Zu dem Langzeitverhalten der unterschiedlichen PFAS, insbesondere zu der Frage, ob und in welchem Ausmaß Umwelteinflüsse, wie z.B. Licht, UV- Strahlung oder Wasser, eine Veränderung von PFAS bewirken können, und wie PFAS im Wasserkreislauf transportiert werden, liegen noch keine hinreichenden Forschungsergebnisse vor. Weltweit sind PFAS Konzentrationen in Biota (dies sind alle lebenden Grundbausteine des Ökosystems: Pflanzen, Tiere etc.) nachweisbar. PFOS wurde aufgrund ihrer besorgniserregenden Eigenschaften als langlebiger organischer Schadstoff (engl. POP – persistent organic pollutant) identifiziert und in den Anhang B der Stockholmer Konvention aufgenommen.

Es ist insofern davon auszugehen, dass PFAS und deren Vorläufersubstanzen auch über die Atmosphäre verteilt werden. Über den Regen gelangen  sie dann wiederum in Boden und Gewässer. Ebenso können PFAS auch über das Abwasser in Oberflächengewässer, beziehungsweise über Ablagerungen in den Boden gelangen. Von hier aus können sie dann in das Grundwasser ausgewaschen werden.

Bekannt ist, dass langkettige PFAS weniger wasserlöslich und mobil sind und sich deswegen z.B. an Bodenpartikeln und an Wurzeln von Pflanzen festsetzen. Hingegen können kurzkettige PFAS eher mit dem Wasser transportiert und in den oberirdischen Pflanzenteilen eingelagert werden. Der Mensch nimmt PFAS hauptsächlich über die Nahrung (z.B. Fische) und das Trinkwasser auf.

PFAS kommen nicht natürlich vor, sondern sind anthropogenen Ursprungs. Aktuell umfasst diese Stoffgruppe mehrere tausend Verbindungen. Ein Abbau durch natürliche Prozesse in der Umwelt ist nicht bekannt. Um sie unschädlich zu machen werden sehr hohe Temperaturen und lange Verweilzeiten (z.B. in einer Abfallverbrennungsanlage) benötigt. Das macht diese Stoffgruppe so langlebig.

Einige PFAS reichern sich in Organismen und entlang der Nahrungskette an und können auch schädlich für den Menschen sein. Andere PFAS sind sehr mobil in Wasser und Boden; sie lösen sich gut in Wasser, werden im Boden kaum zurückgehalten und erreichen daher schnell das Grundwasser. Im menschlichen Körper binden sich manche PFAS an Proteine im Blut, der Leber und der Niere. Besonders kritisch ist die Weitergabe einiger PFAS von der Mutter zum Kind während der Schwangerschaft und Stillzeit. Erhöhte Konzentrationen von PFOA und PFOS im menschlichen Blut können Wirkungen von Impfungen vermindern, die Neigung zu Infekten erhöhen, zu erhöhten Cholesterinwerten führen und bei Nachkommen ein verringertes Geburtsgewicht zur Folge haben.

Bis auf wenige Ausnahmen sind die öko- bzw. humantoxikologischen Wirkungen der meisten PFAS bislang wenig untersucht, insofern ist das Vorsorgeprinzip eine wichtige Maxime bei der Bewertung.

In den Gewässern im Umfeld der Flugplätze Bitburg, Spangdahlem, Frankfurt-Hahn und Büchel wurden erhöhte PFAS-Konzentrationen nachgewiesen. Nach den bisherigen Erkenntnissen sind die PFAS-Verunreinigungen der Gewässer auf PFAS-Belastungen des Untergrundes im Bereich der Flugplätze zurückzuführen. Diese resultieren vornehmlich aus dem Umgang von PFAS-haltigen Löschschäumen, die hier insbesondere bei Feuerwehreinsätzen und -übungen freigesetzt wurden.

Von Experten der SGD Nord und des LfU werden seit 2011 die Gewässer in Rheinland-Pfalz hinsichtlich potentieller PFAS-Belastungen systematisch beobachtet. Neben dem Überblicksmessnetz werden mit einem Sondermessnetz gezielt festgestellte Belastungsschwerpunkte an den Flugplätzen Spangdahlem und Bitburg sowie seit 2015 auch am Flughafen Hahn und am Flugplatz Büchel untersucht. Es wurden Fischuntersuchungen der Fließgewässer und ausgewählter Angelteiche durchgeführt und bei Bedarf Verzehrempfehlungen herausgegeben. Zur Erkundung weiterer PFAS-Verdachtsflächen (z. B. Alt- und Betriebsstandorte der PFAS-Herstellung bzw. Weiterverarbeitung) wird das Gewässermessnetz sukzessive erweitert.

Die SGD-Nord (zuständige Bodenschutzbehörde) koordiniert und überwacht Detail- und Sanierungsuntersuchungen auf den o. g. Standorten und hat federführend die offene und transparente Berichterstattung der Bevölkerung übernommen.

Bei PFT-relevanten Betrieben (z. B. Galvanik, Papierproduktion) erfolgen im Rahmen der regelmäßigen Überwachung durch die SGD-Nord ergänzende Untersuchungen hinsichtlich PFT-Verunreinigungen der eingeleiteten Abwässer.

Als Vorsorgemaßnahmen empfiehlt die SGD Nord auf die Bewässerung von Nutzgärten mit belastetem Bachwasser und den Anbau von Lebensmitteln in Nutzgärten in Überschwemmungsflächen von stark belasteten Gewässern zu verzichten.

Für stark belastete Gewässer werden außerdem Verzehrempfehlungen für Fische ausgesprochen, die eine Limitierung der zu verzehrenden Fischmenge empfehlen.